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Ein Leben für Zecken: Prof. (a.D.) Dr. Jochen Süss forscht seit 1989 an Zecken und an von Zecken übertragenen Krankheitserregern und ist Herausgeber der international wichtigsten wissenschaftlichen Zeitschrift zu diesem Thema. In diesem Interview erzählt er, worauf sich sein Interesse für Zecken begründete und wie er zu einem der führenden Zeckenexperten Deutschlands geworden ist. Vor allem aber erklärt er, warum wir bei Aufenthalten in der Natur wohl oder übel an die kleinen Biester denken sollten (egal, ob bei einer monatelangen Fernwanderung oder beim gemütlichen Spaziergang über eine Wiese), und er verrät, wie wir uns am besten vor ihnen schützen können.
Weltwach: Guten Tag, Herr Prof. Dr. Süss, willkommen bei Weltwach. Erinnern Sie sich noch an ihre erste Zeckenbegegnung?
Ja, das ist vielleicht 30 bis 35 Jahre her. Aber ich habe trotz intensivster Beschäftigung mit Zecken das Privileg, dass ich ganz selten gestochen werde.
Wie kommt’s?
Das muss mit meiner – für Zecken unattraktiven – Schweißentwicklung zusammenhängen.
Also nicht damit, dass Sie genau wissen, wie Sie sich schützen und die entsprechenden Geheimtricks kennen?
Nein, ich denke, das liegt an der Schweißzusammensetzung. Dazu gibt es eine Menge Untersuchungen. Das sind keine mystischen Dinge, sondern handfeste naturwissenschaftliche und medizinische Faktoren.
Sie sind einer der führenden Zeckenexperten Deutschlands und beschäftigen sich mit diesem Thema schon seit Jahrzehnten. Mal ganz grundsätzlich gefragt: Wie sind Sie dazu gekommen, sich so sehr für diese kleinen Tierchen zu begeistern, dass Sie ihnen viele Jahre Ihres Lebens gewidmet haben?
Meine Begegnung mit diesem Thema kam über das Virus. Ich bin Mikrobiologe mit der Spezialisierung Virologie, und innerhalb der Virologie setze ich den Fokus auf Zoonosen. Das sind Viruserkrankungen, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können und umgekehrt. So begegnete ich der FSME: dem Virus der Frühsommer-Meningoenzephalitis. Das ist eine klassische Zoonose. Und zu den Zecken bin ich dann sozusagen sekundär über dieses Virus gekommen.
Bewundernswerte Parasiten
Was macht die allseits verhassten Zecken aus Ihrer Sicht interessant und besonders?
Ich habe mal den an sich falschen Begriff geprägt: „Zecken sind Wunder der Evolution mit schlechtem Ruf.“
Zecken waren natürlich ganz normal der Evolution unterworfen in den letzten 50, 60 Millionen Jahren, das ist nichts Besonderes. Aber die Leistungen, die die Zecken auf diesem Wege ihrer Evolution erreicht haben, sind beeindruckend. Wie sie durchs Leben kommen und sich als Parasiten durchschlagen, das ist einfach bewundernswert.
Haben Sie dafür ein Beispiel? Was ist so besonders daran, wie sie sich durchschlagen?
Zum einen sind sie wahre Hungerkünstler. Sie brauchen für jeden Schritt ihrer Entwicklung eine Blutmahlzeit an einem Wirt. Die Wirte sind in manchen Gegenden reichlich, in manchen Gegenden spärlich, und wenn sich Zecken in einer spärlichen Situation befinden, dann können sie durchaus auch mal ein ganzes Jahr hungern, bis die nächste attraktive Maus für die Blutmahlzeit vorbeikommt. So können Zecken ihre Lebenszeit ausdehnen, von normalerweise zwei bis drei Jahren bis zu über sechs Jahren. Und das ist etwas ganz Besonderes, denn wer von uns kann schon mal einfach ein Jahr lang hungern?
Zum anderen wollen Zecken an ihrem Wirt saugen und dabei nicht erwischt werden. Das heißt, sie wollen in aller Ruhe ihre Blutmahlzeit beginnen und durchführen, bis sie genügend Blut gewonnen haben. Dazu haben sie in ihrem Speichel ganz verschiedene pharmazeutisch interessante Substanzen entwickelt. Sie erzeugen eigene blutgerinnungshemmende Mittel. Um nicht bemerkt zu werden, dämpfen sie zudem den Schmerz, den sie im Stichkanal beim Wirt erzeugen. Sie sind also Produzenten von Anästhetika. Und so gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die ich interessant finde.
Ich hatte leider auch schon die eine oder andere Zecke, und was mich beeindruckt hat, ist das extreme Maß, in dem sich der Körper einer Zecke bei einer Blutmahlzeit vergrößert. Sie muss über ein sehr flexibles, belastungsfähiges Gewebe verfügen.
Bei meinen populärwissenschaftlichen Vorträgen sage ich manchmal: Wenn 50 Personen in dem geräumigen Hörsaal sind und wir unser Körpergewicht durch eine Mahlzeit nun alle um das bis zu 200-Fache vergrößern, wie es die Zecke vermag, dann ist der Hörsaal mehr als voll. Was da an Gewebe produziert werden muss, um zu verhindern, dass die Zecke einfach auseinanderplatzt – eine unglaubliche Leistung!

Gefährliche Blutsauger
Das macht Zecken also u.a. interessant und besonders. Nichtsdestotrotz sind sie außerordentlich unbeliebt. Woran liegt das? Welche Gefahren gehen von Zecken aus?
Die Gründe der Unbeliebtheit liegen auf der Hand. Zecken können beim Blutsaugakt eine Unmasse verschiedener Erreger übertragen. Die Klassiker der durch sie übertragenen Krankheiten in unseren Breiten in Deutschland und Europa sind das Virus der Frühsommer-Meningoenzephalitis und die Bakterien, die sogenannten Lyme-Borrelien – jene Bakterien, die Borreliose induzieren. Beides außerordentlich unangenehme Erkrankungen – neben vielen anderen Krankheiten, die seltener auftreten.
Dann sprechen wir über diese Erkrankungen einmal etwas genauer. Steigen wir mit der Borreliose ein, eine Krankheit, die durch Borreliose-Bakterien bzw. Borrelien verursacht wird. Wie können diese übertragen werden?
Die Borrelien sind schlangenförmige, bewegliche Bakterien. Sie sitzen im Gegensatz zum FSME-Virus im Darmepithel der Zecke. Wenn die Zecke Blut saugt und dieses warme Blut in den Körper der Zecke einströmt, dann fangen diese Bakterien an, sich zu entwickeln und zu teilen. Sie steigen über den Darm aufwärts, bis zu den Speicheldrüsen und werden in den Körper des Wirts gedrückt. Dort können sie sich vermehren und besagte Borreliose hervorrufen. Und das ist, wie gesagt, eine unangenehme Erkrankung.
Sie beginnt in der Regel mit der sogenannten Wanderröte, die beim Wirt am Ort des Einstichs auftritt – als eine flächenhafte Rötung. Das Perfide ist: Diese Rötung bemerken Sie oftmals nicht. Denn sie juckt nicht, brennt nicht, schmerzt nicht. Wenn man sie nicht beobachtet – oder beobachten kann, weil sie sich zum Beispiel auf dem Rücken befindet –, dann verschwindet sie wieder unbemerkt. Aber die Erkrankung verschwindet nicht.
Und was genau ist das für eine Erkrankung? Welche Folgen hat sie?
Sie beginnt, wie geschildert, mit der Wanderröte. Dann gibt es verschiedene Stadien der Borreliose. Das ist in der Regel mit Fieber verbunden und einem Gefühl der Abgeschlagenheit. Aber dann geht es erst wirklich los. Es kann eine Neuroborreliose entstehen, also eine Infektion von Nervenzellen, die Beschwerden verursachen. Es kann durch Borrelien zur Herzbeteiligung kommen. Später, wenn die Borrelien im Körper weiterhin ihr Unheil anrichten, treten Gelenkentzündungen auf – mit besonderen Beschwerden an den großen Gelenken. Wird sie nicht behandelt, chronifiziert sie und führt unter Umständen zur sogenannten Papierhaut. Das heißt, die Haut wird durch die Borrelien, die in ihr sitzen, so verändert, dass sie – wie zusammengeknülltes Reispapier – bläulich-livide aussieht. Ganz unangenehm. Das verschwindet auch nach einer Behandlung in der Regel nicht wieder vollkommen.
Behandlung ist ein gutes Stichwort. Wie lässt sich eine solche Infektion behandeln?
Ist es zu einem Stich gekommen, vermehren sich die Borrelien im Körper und treten die gerade geschilderten Beschwerden auf, dann lässt sich diese Erkrankung antibiotisch therapieren. In einem frühen Stadium können die Borrelien restlos ausgemerzt werden. Problematisch wird es, wenn die Erkrankung nicht ernst genommen oder nicht bemerkt und folglich nicht frühzeitig bekämpft wird. Dann kommt es zu chronischen Erscheinungen, die zunehmend therapieresistent werden.
Im Gegensatz zu vielen anderen bakteriellen Erkrankungen ist das Positive, dass die Borrelien in der Regel ihre antibiotische Empfindlichkeit nicht verlieren. Es werden also keine Resistenzen ausgebildet.
Vorsorgeschutz gegen FSME
Und wie steht es um ebenfalls durch Zecken übertragenen Krankheitserreger, die Frühsommer-Meningoenzephalitis-Viren?
Das Angenehme bei der unangenehmen Borreliose ist: Man kann etwas tun. Es gibt für den Menschen bisher keine Impfung, aber es gibt eine effektive Antibiotikatherapie. Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis ist es genau umgekehrt. Es gibt kein antivirales Mittel, das man einsetzen kann, wenn man infiziert ist. Man muss dann praktisch schicksalsergeben abwarten, ob es ganz schlimm wird oder nur schlimm oder weniger schlimm. Man hat keine Chance irgendeiner Behandlung.
Aber es gibt eine sehr effektive Schutzimpfung. Wenn man die wahrnimmt, hat man in Richtung FSME quasi ausgesorgt, weil die Schutzrate hoch ist.
Wie genau wird das Virus übertragen?
Im Unterschied zu den Borrelien befinden sich diese Viren in den sehr großen Speicheldrüsen der Zecke. Deshalb werden, wenn die Blutmahlzeit durch eine virusinfizierte Zecke beginnt, sofort Viren übertragen. Nicht erst nach 10 oder 20 Stunden wie bei der Borreliose. Ein schnelles Entfernen der Zecke kann folglich vor Borreliose schützen, aber nicht vor der viralen Infektion. Und dann geht es los. Sie bekommen in der Regel Fieber, fühlen sich abgeschlagen, so als ob Sie eine Sommergrippe bekämen. Irgendwann klingt das wieder ab. Bei den meisten Infizierten ist das zum Glück schon alles.
Es folgt ein fieberfreies Intervall. Glücklicherweise erleiden bei weitem nicht alle Infizierten, eine zweite Phase der Frühsommer-Meningoenzephalitis, in der die Viren auch das Zentrale Nervensystem befallen. Es kommt zu Entzündungen der Hirnhaut und / oder zur Entzündung des Gehirns und / oder der Rückenmarksnerven. Dann wird es natürlich problematisch. Denn wenn das Virus diese Nervenzellen zerstört, kommt es zu Ausfällen wie beispielsweise Lähmungen. In extrem seltenen Fällen kann die Atemmuskulatur nicht mehr innerviert – also mit Reizen versorgt – werden. Diese Patienten müssen künstlich beatmet werden, mit unsicherem Ausgang.
Zeckensaison über das ganze Jahr
Wo und wann drohen diese Gefahren durch Zecken? Mir wurde als Kind häufig gesagt, die Zeckenzeit sei im Sommer, und FSME-Risikogebiete befänden sich vor allem im Süden.
Zunächst einmal müssen wir, wenn wir von Zecken sprechen, klarstellen: Es gibt über 900 verschiedene Zeckenarten auf der Welt. Unterhalten wir uns über Zecken, beziehen wir uns auf den Ixodes ricinus, den Gemeinen Holzbock. Das ist die Zecke, die in unseren Breiten hauptverantwortlich für die meisten Übertragungen der Erreger und deswegen am wichtigsten ist.
Noch vor 20 Jahren hat Ihnen ein Arzt in seiner Praxis, wenn Sie zwischen Oktober und Januar mit einer Wanderröte zu ihm gekommen sind, gesagt, das könne keine Borreliose sein, denn die Zeckensaison sei vorbei. Das hat sich längst geändert. Es gibt keine Zeckensaison mehr: Zecken sind nahezu das ganze Jahr über aktiv. Im Winter sind sie deutlich weniger aktiv als im Sommer, aber sie sind da. Aufgrund des Klimawandels haben wir immer wärmere Winter, zum Teil ganz ohne Frostperioden. Warum soll die Zecke, die nicht einschätzen kann, welche Jahreszeit wir Menschen jetzt gerade definiert haben, nicht handeln? Sprich, einen Wirt suchen, stechen und Blut saugen. Das kann sie, sobald am Boden mehr als sieben Grad plus sind.
Und wie sieht es geografisch aus?
In Deutschland gibt es den Gemeinen Holzbock vom Süden bis in den Norden überall, und überall, wo es den Gemeinen Holzbock gibt, gibt es auch Borreliose. Von ihr geht also überall eine Gefahr aus. Wir können hier nicht, wie bei der FSME, sogenannte Risikogebiete definieren.

Nur die FSME-Erregerlast ist je nach Region unterschiedlich. Das Robert Koch-Institut definiert deshalb für die Frühsommer-Meningoenzephalitis akribisch Risikogebiete: jene Gebiete, in denen es über fünf Jahre hinweg zu mindestens einer Erkrankung pro hunderttausend Einwohnern kommt. Wir haben aber inzwischen auch die Situation, dass wir fast in ganz Deutschland Einzelerkrankungen an FSME haben – also solche, die die „Risikogebiet“-Definition des Robert Koch-Instituts nicht erfüllen, aber trotzdem vereinzelt vorkommen. Und das, was Sie mit Süddeutschland angedeutet haben, ist jetzt hochgewandert bis zur Mitte Hessens.
Im vergangenen Jahr hatten wir erstmalig mit dem Emsland auch in Norddeutschland ein Risikogebiet. Das heißt, die Gebiete weiten sich in diese Richtung aus. Das allerbeste Beispiel, was man epidemiologisch anführen kann, ist Norwegen.
Norwegen war absolut frei von FSME-Viren. Im Laufe der letzten 15 Jahre haben sich an der Südspitze des Landes mit ganz bescheidenen Anfängen – Einzelerkrankungen, die immer häufiger auftraten – Risikogebiete entwickelt. Das kann man nachvollziehen an den jährlichen statistischen FSME-Erhebungen. Dort können Sie den Klimawandel praktisch mit der Hand greifen.
Die besten Schutzmaßnahmen
Kommen wir zu einer der entscheidenden Fragen: Wie schütze ich mich denn am besten?
Zunächst einmal vor dem Zeckenstich generell. Da gibt es gute Möglichkeiten, sich zu schützen. Zum Beispiel – auch wenn das im Hochsommer nicht ganz angenehm ist – lange, gut abschließende Kleidung tragen, damit die Zecken weniger leicht an unseren Körper gelangen. Hilfreich ist zudem, beim Wandern helle Kleidung zu tragen. Die Zecken selbst haben keine Augen: Ihnen ist es egal, ob sie auf schwarzem oder weißem Untergrund krabbeln, ehe sie zustechen. Aber wir können sie als dunkelbraun bis rötlichschwarz gefärbte Organismen auf heller Kleidung leichter identifizieren und – bevor sie stechen – unschädlich machen.
Eine ganz wichtige Maßnahme zum Schutz ist, wenn man von einer Tageswanderung zurückkommt – für die man sich auch mit zeckenabwehrenden Mitteln einsprühen kann – sich zuhause komplett zu entkleiden und unter guten Lichtbedingungen gründlich abzusuchen oder absuchen zu lassen. So lassen sich zunächst einmal die Zeckenstiche sehr effektiv minimieren. Das ist die eine Seite: Zecken abwehren durch helle Kleidung und das Absuchen des Körpers.
Vor der FSME können Sie sich, wie erläutert, außerdem durch die sehr effektive Schutzimpfung schützen. Dabei braucht man eine Grundimmunisierung, bestehend aus drei Einzelimpfungen. Anschließend benötigen Sie – abhängig vom Lebensalter und Impfstoff – alle drei bis fünf Jahre eine Auffrischungsimpfung.
Und was, wenn es doch zum Stich gekommen ist? Wie entfernt man eine Zecke korrekt?
Wir haben ja vorhin über die Evolution gesprochen und darüber, welches Geschick Zecken entwickelt haben. Die Zecke sticht in die Haut ein und entwickelt dabei einen sogenannten Zeckenzement. Mit diesem Zement verankert sie sich im Stichkanal, um dann in aller Ruhe und über längere Zeit Blut zu saugen. Wenn dieses Blutsaugen so langsam dem Ende entgegengeht, sie also gesättigt ist, werden Enzyme gebildet, die diesen Zeckenzement wieder auflösen. Deswegen können Sie eine dicke, gesättigte Zecke in der Regel relativ leicht von der Katze, vom Hund oder von sich selbst abnehmen.


Wenn Sie hingegen eine frisch angezogene Zecke entfernen, kann es Ihnen passieren, dass der Stechapparat abreißt, weil er dank des Zements ganz fest verankert ist.
Finden Sie nun also eine solche frisch angesaugte Zecke an ihrem Haustier oder sich, können Sie eine gut schließende, leicht gebogene Stahlpinzette nehmen, ganz vorn, also hautnah und am Stechapparat der Zecke, ansetzen, und sie herausziehen. Viele Menschen haben Angst davor, dass der Zeckenkopf abreißt und in der Haut zurückbleibt. Unnötig. Zum einen haben Zecken keinen Kopf – es handelt sich um das Stechorgan. Zum anderen handelt es sich um Chitin, ein inertes Material, das vom Körper eigenständig abgestoßen wird.
Rasches Entfernen ist wichtig, um eine mögliche Borreliose zu verhindern. Deshalb sollte man die Zecke, nachdem sie entdeckt ist, sofort aus dem Stichkanal ziehen.
Das Entscheidende ist aber in unserer schnelllebigen Zeit, in der wir Freitag oft nicht mehr wissen, was wir Montag gemacht haben, dieses Ereignis im Kalender zu vermerken, inklusive der Stichstelle. Wo hat die Zecke genau gesaugt? Entsteht dort später eine Rötung, können Sie die Ursache ergründen und datieren – wertvolle Informationen für einen Arzt, der eine mögliche Borreliose behandeln muss.
Leider gibt es aber noch eine Unsicherheit: Es gibt auch Borreliosen, die ohne diese Rötung klinisch beginnen. Etwa fünf bis zehn Prozent der Zecken haben Borrelien, die diese Rötung nicht induzieren, aber trotzdem zu einer klinischen Borreliose führen. Das heißt: bei einer Wanderröte zum Arzt gehen. Und bei Fieber nach einem Zeckenstich ohne Rötung: ebenfalls zum Arzt gehen!
Und trotzdem: raus in die Natur!
Abschließende Frage: FSME-Viren, Borrelien sich ausweitende FSME-Risikogebiete … das klingt alles wenig einladend. Wenn einzelne LeserInnen jetzt entnervt ausrufen: Dann bleibe ich wohl besser ganz zuhause! – Was entgegnen Sie?
Dass es das Falscheste ist, uns von diesen Tierchen die Freude an der Natur verderben zu lassen. Das wäre mein Statement. Wir haben ja diskutiert: Es gibt effektive Abwehrstrategien! Durch Impfen kann man sich vor einer FSME-Erkrankung schützen. Wir haben eine effektive Antibiotikatherapie gegen die Borrelien. Wir haben besprochen, wie man eine Zecke effektiv entfernt – so rasch wie möglich und so effektiv wie möglich. Zudem ist das Absuchen nach einem Aufenthalt in der Natur entscheidend. Kinder absuchen, sich selbst absuchen, den Partner bitten, die Rückenfront zu inspizieren.
Wir haben also ein ganzes Arsenal von Abwehrstrategien und müssen uns nicht ängstigen. Wir sollten Wald und Feld genießen! Nein, diese Zecken verleiden uns den Aufenthalt in der Natur nicht.
Sehr gut. Das beruhigt mich – und ist auch ein wunderbares Schlusswort. Vielen Dank für das Gespräch.
Weitere Informationen auf
www.zecken.de
www.leidenschaftnatur.de
